Der Angehaltene Blick

Das Fließband ist laut und schnell. Der Bioabfall häuft sich auf den Gummilamellen und rattert an uns vorbei. Johannes' Bewegungen sind präzise: mit einem Messer schneidet er Plastikpackungen auf, fischt Objekte aus der braungrauen Masse, begutachtet besondere Funde hinsichtlich einer möglichen Wiederverwendbarkeit. Eine langjährig einstudierte Choreografie.
“Der angehaltene Blick” ist eine dreiteilige Fotoserie. Die Bilder entstanden auf einem
Kompostwerk im Sauerland. Hinter den Bildern steht mein Interesse an der Transformation von Material und die Begegnung mit Johannes. Johannes trennt seit vielen Jahren am Sortierband des Kompostwerkes nichtorganisches von organischem Material. Nach mehreren Gesprächen und Besuchen bat ich Johannes eine Woche lang bestimmte Objekte für mich zu sammeln. Ähnlich einer Archäologin arrangierte ich schließlch die drei Materialsammlungen Steine, Besteck und Kurioses vor Landschaftsaufnahmen des Kompostwerks.
Der Bioabfall, mit dem wir nach dem Gang zur Tonne am liebsten nichts mehr zu tun haben, wird in diesen Arbeiten von zwei Augenpaaren untersucht: Das eine hat jahrelang streng selektiv auf das Gesehene reagiert und probiert nun ein zusätzliches Auswahlkriterium ästhetischer Art aus. Das zweite Augenpaar – bisher nur privat mit Bioabfall in Kontakt, bringt eine jahrelange Erfahrung mit Bildkomposition mit. Durch die zwei Sehgewohnheiten werden aus der Problematik des Fremdmaterials im Biomüll Bilder. So ist schließlich die Zusammenarbeit von Johannes und Yala zu einer respektvollen Anerkennung des Anderen/der Anderen geworden in dem, was sie tun.